Es wird gewesen sein

SEMINARISTINNEN DER OSTKREUZ-SCHULE

 Wiedereröffnung am 19. Mai 2020


Beschreibung:
Wir fotografieren Menschen. Menschen, die wir kennen. Menschen, die wir lieben. Menschen, die wir kennen lernen und lieben wollen. Manchmal. Nie. Immer. Fotografie als Dialog mit der Welt. Leg dich in den warmen Schatten der Bilder.
Die Gruppenausstellung „Es wird gewesen sein“ in der C7 Galerie in Mannheim zeigt acht fotografische Positionen zum Thema Porträt von Seminaristinnen der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin.
Mit Arbeiten von Jule Bräu, Heike Günther, Mara Klein, Ksenia Lapina, Marlene Pfau, Eva von Schirach, Judith Weber, Sabīne Zoltnere.

Video-Rundgang durch die Ausstellung:


Die Fotografinnen im Fokus:

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SABINE ZOLTNERE

In Kunstmuseen geht es um die Erhaltung von Objekten von kultureller Bedeutung. Inseln stehen für Isolation und Distanzierung. Diese Fotoserie ist von der Berliner Museumsinsel inspiriert und thematisiert das Ritual der Bewahrung solcher Artefakte sowie die Art, wie ihnen spezifische semiotische Bedeutungen und Werte zugeschrieben werden. Welche Eindrücke und Gefühle erwarten  Menschen vom Besuch eines Kunstmuseums? Was finden sie dort?

Sabīne Zoltnere, geboren 1992 in Riga, studierte Grafik an der Accademia di Belle Arti in Florenz sowie an der Kunstakademie in Lettland, wo sie 2017 ihren Master of Fine Arts (MFA) erhielt. Ihre künstlerischen Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Riga, Berlin, Kopenhagen und Florenz gezeigt. Sabīnes Arbeiten kreisen um Themen wie Zugehörigkeit, Einsamkeit und kulturelle Grenzen.


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Ksenia LAPINA

SCHWESTER ist eine Porträtreihe über Frauen, die sich selbst als Muslima bezeichnen oder als solche von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Einige von ihnen tragen Kopftuch, andere wiederum nicht. Eine Migrations-Vorgeschichte vereint sie alle, obgleich viele von ihnen gebürtige Berlinerinnen oder Hamburgerinnen sind und erst ein Teil von ihnen seit zwei Jahren in Deutschland lebt. Während die meisten von ihnen sich als Frauen fühlen, definieren sich Einzelne als queer. Und Muslima. Einige sind trotz gesellschaftlicher Ressentiments glücklich muslimisch zu sein, andere wiederum hadern mit der Religion, in die sie hineingeboren wurden. Kurzum, es sind Porträts einmaliger Persönlichkeiten, die etwas gemeinsam haben und dann doch sehr unterschiedlich sind. Es gibt sie nicht, die muslimische Frau. Vor allem nicht in der gesichtslosen Eintönigkeit der AfD-Wahlplakate.

Die Serie „Schwester“ wurden zum ersten Mal in der Gruppenausstellung der Ostkreuzschule von 19. bis zum 22. April 2018 im Projektraum des Kunstquartier Bethanien gezeigt.

Die Publikation begleitend zum Projekt

Die Publikation begleitend zum Projekt

Ksenia Lapina lebt in Berlin. Sie interessiert sich für Menschen, ihre Lebensgeschichten und Fotografie. In Hamburg agierte sie bis etwa 2016 als Teil des Fotografen-Duos „fashionjunk“. Im Jahr 2017 besuchte sie das Wochenendseminar in der Ostkreuzschule für Fotografie bei Thomas Meyer. Die Porträtserie „Schwester“, die im Rahmen der Gruppenausstellung von 19.04. bis 22.04.2018 im Kunstquartier Bethanien präsentiert wurde, zeigt Aufnahmen starker Frauen.


Die dokumentarische Serie „Sorgearbeit“ setzt sich mit dem Thema der 24-Stunden-Betreuung in der häuslichen Altenpflege auseinander. Die aus Polen stammende Betreuungskraft Danuta Banasiak kümmert sich um Frau Fischer, die stark an Demenz erkrankt ist.

Die beiden wohnen zusammen in der Nähe von Paderborn. Die Perspektive der Serie richtet sich auf die Beziehung der beiden Frauen, welche einerseits durch die von Migration geprägte Situation der Pflegerin als auch durch den orientierungssuchenden Zustand der kranken Frau gekennzeichnet ist und von einem engen Beisammensein erzählt.

Marlene Pfau ist 1984 im Allgäu geboren und lebt in Berlin. Nach dem Studium der Gender Studies studierte sie Fotografie an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin. Die Serie „Sorgearbeit“ ist entstanden während eines Seminars von Sibylle Fendt an der Ostkreuzschule Berlin.


In meiner Arbeit zeige ich Porträts von Mitarbeitern der Zentralen Ausländerbehörde in Hamburg, die für die aufenthalts- und leistungsrechtliche Sachbearbeitung zuständig sind. Im Zuge der starken Zuwanderung von Geflüchteten und Migranten seit 2015, wurden viele neue Stellen im öffentlichen Dienst geschaffen, um den Andrang zu bewältigen und einer Überforderung des Personals entgegenzuwirken. Die Zentrale Erstaufnahme für Asylsuchende in Hamburg wurde im Juni 2016 in ein größeres Gebäude verlegt, um die zahlreichen Ankommenden so schnell wie möglich zu registrieren und ihre Unterbringungen festzulegen. Die neuen Personalstellen die hierfür aufgebaut wurden, sind oftmals auch durch Quereinsteiger besetzt worden. Die Personen, die ich fotografiert habe, befassen sich tagtäglich mit Ausweisungen, Asyl- und Flüchtlingsangelegenheiten sowie Rückführungsangelegenheiten der Menschen, deren Aufenthalte nicht dauerhaft gesichert sind.

Jule Bräu ist eine Porträt- und Dokumentarfotografin aus Hamburg. In ihrer Arbeit stehen Geschichten über Menschen in ihrem sozialen und kulturellen Umfeld im Fokus. Für die Umsetzung ihrer Projekte nutzt sie gerne unterschiedliche Visualisierungen, etwa beobachtend aus der Situation heraus oder auch geplante Inszenierungen. Dabei geht es ihr nicht nur um eine dokumentarische Bestandsaufnahme der Situationen und Orte an, sondern auch um eine persönliche Wahrnehmung und eine subjektive Reflexion des Themas.


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EVA VON SCHIRACH

Früher fehlte er mir, wenn er nicht da war. An Sonntagen las er im Bett Asterix und Obelix vor.
Er war der einzige in der Familie, der Rührei bekam. Rührei ist heilig. Ich habe Erinnerungen an ihn. Er hat Erinnerungen an mich. Wir haben beide Erwartungen. Er will niemals von mir ein Foto zugeschickt bekommen, auf welchem von oben lustig ein Ast hineinragt. Ich wünsche mir, dass er unsere Bilder mag. Heute erinnere ich mich daran, dass er nie geschimpft hat. Und er erinnert sich an Gespräche über das Nichts. Dieses Rührei kenne ich. Es ist mein Vater und es ist ein Mensch.

Fotografin: Eva v. Schirach
Angaben zum Projekt: Fotografie als Dialog. Vater. Tochter. Erwartungen. Hoffnungen. Bilder. Ein Spiel.
Angaben zur Fotografin: Eva v. Schirach lebt und arbeitet im Alltag. Als Europäische Ethnologin beschäftigt sie sich mit Sprache in Wort und Bild. Hinsehen. Abdrücken. So schnell geht das. Zu schnell geht das. In Wirklichkeit dauert Fotografieren länger als alles. Wahrnehmen. Teilhaben. Mit Bildern sprechen. Fotografie kann uns entschleunigen. Wenn wir es wollen.


„Einander kennen? Wir müssten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren.“ So heißt es in Büchners „Dantons Tod“. Mein aktuelles Projekt „Ich ist eine Andere“ wirft erneut die Frage auf, wie gut wir einen anderen Menschen kennen können und kann als Fortsetzung meiner Serie „Das grobe Leder“ verstanden werden.
Solange ich denken kann, hörte ich meine Mutter den Satz sagen: „Ach, wär' ich doch Schauspielerin geworden!“ Gleich einem Schauspieler schlüpft sie in immer neue Rollen, ihr wahres Ich bleibt mir verborgen. Meine Arbeit thematisiert den Wunsch sowie die Unmöglichkeit, die eigene Mutter zu verstehen. Über den Zeitraum eines Jahres habe ich den Versuch unternommen, mich meiner Mutter fotografisch anzunähern. Entstanden sind acht ‚inszenierte‘ Porträts, die viel mit meiner Mutter zu tun haben, ohne sie dabei in alltäglichen Situationen zu zeigen.

Judith Weber ist eine Berliner Fotografin, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit schwerpunktmäßig mit psychologischen Themen auseinandersetzt. Mit ihren Porträts versucht sie, Wesenszüge ihrer Protagonisten herauszuarbeiten und – im weitesten Sinne – allgemein menschliche Aspekte darzustellen. Dabei bewegt sie sich im Spannungsfeld zwischen inszenierter und dokumentarischer Fotografie. Judith Weber arbeitet ausschließlich analog, wobei die damit einhergehende Entschleunigung entscheidenden Einfluss auf ihre Arbeitsweise – vor und nach Entstehen des Bildes – hat. Die Begegnung mit der porträtierten Person ist dabei nicht nur Voraussetzung für das Entstehen eines Bildes, sondern nimmt eine gleichberechtigte Bedeutung im Gesamtprozess ein. Der bewusste Verzicht auf Farbe sowie der oft dramatische Einsatz von Licht hilft, den psychologischen Aspekt ihrer Bilder zu verstärken.
Judith Weber hat einen Magister in Amerikanistik, Germanistik und Kunstgeschichte und arbeitet als Sprachlehrerin und -coach. Seit 2015 hat sie die monatlichen Wochenendseminare von Sibylle Fendt und Ina Schoenenburg an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin besucht und ist seit 2020 Teil der Meisterklasse von Ute Mahler und Ingo Taubhorn.

Die Serie „Ich ist eine Andere“ wurde zuvor im Kunstquartier Bethanien in Berlin (März 2019) und im Provino Club in Augsburg (August 2019) ausgestellt.
Anlässlich des letzten Muttertags (12.05.2019) erschien auf Monopol Online eine Bildstrecke zu der Arbeit mit einem Text von Saskia Trebing:
https://www.monopol-magazin.de/Judith-Weber-Mutter


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HEIKE GÜNTHER

Die Ausstellung „Am Limit“ begleitet Annette H. durch das Jahr ihrer Krebsbehandlung. Sie zeigt Momentaufnahmen aus einem Alltag, in dem das Familienleben weitergeht und nichts mehr selbstverständlich ist. „Niemand ist alleine krank“, sagt Annette H. Für sie bedeutet das, offen mit ihrer Situation umzugehen und die schönen und schrecklichen Erfahrungen mit ihrem Umfeld zu teilen.

In Deutschland erkrankt jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Die Ausstellung möchte Mut machen und Berührungsängste abbauen. Sie schafft Raum für Begegnung und Fragen.


„Ganz sicher war es nicht wegen besserem Verdienst oder goldenen Armaturen im Bad ... ich wollte nicht, dass irgendein System mir in mein Leben reinschaut und bestimmt, was ich zu tun habe und nicht zu tun habe. Ich kann’s nicht mal definieren, wann die Entscheidung fiel. Irgendwann war’s.“
1975 flog mein Vater von Ost-Berlin nach Budapest, von dort nahm er den Zug nach Rumänien. Am 15. Juli schwamm er bei Neumond über die Donau, in seiner Badehose 50 Westmark und der Personalausweis. 42 Jahre später haben wir uns gemeinsam auf die Suche nach dem Fluchtpunkt gemacht.

Komplementär zur Fotoserie erinnert sich mein Vater in einem Audio-Interview an seine Flucht:

Ausgestellte Fotografien von Mara Klein:

Mara Klein | 1987 in Berlin geboren, Studium der Internationalen Beziehungen und Philosophie in St. Andrews, Schottland. Master-Studium Bildsprache und Kulturvermittlung an der Universität Lyon, Frankreich. Seit 2013 arbeitet sie als freischaffende Fotografin mit Fokus auf Langzeitprojekten, Themenschwerpunkte Migration, Heimat und Identität.
Veröffentlichungen u.a. The Independent, Huffington Post, AFP, Grazia France, Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Neues Deutschland, Hinz und Kunst


Ort:
C7 Galerie
C7,1 / 68159 Mannheim

Zeiten:
Mai, Juli, August und bis 22. September 2020: dienstags von 16 bis 18 Uhr
Juni 2020: Sommerferien
Und nach telefonischer Vereinbarung mit Uli Bormuth (0174 33 53 867)

Links:
www.C7Galerie.de

Teilnahme an der langen Nacht der Fotografie